Trotz Corona weniger Zwangsversteigerungen von Immobilien

Führt die Corona-Pandemie zu mehr Zwangsversteigerungen von Immobilien? Die Befürchtung liegt nahe, hat sich bisher aber nicht bewahrheitet, wie aktuelle Zahlen für das erste Halbjahr des laufenden Jahres zeigen. Das hat allerdings verschiedene Gründe, die auch darauf hindeuten, dass es in Zukunft doch noch zu einer Trendwende kommen könnte.

Führt die Corona-Pandemie zu mehr Zwangsversteigerungen von Immobilien? Die Befürchtung liegt nahe, hat sich bisher aber nicht bewahrheitet, wie aktuelle Zahlen für das erste Halbjahr des laufenden Jahres zeigen. Das hat allerdings verschiedene Gründe, die auch darauf hindeuten, dass es in Zukunft doch noch zu einer Trendwende kommen könnte.

Ratingen. Im ersten Halbjahr des laufenden Jahres 2021 ist die Zahl der Zwangsversteigerungen von Immobilien in Deutschland nicht gestiegen. Im Gegenteil: Die Entwicklung setzte ihren seit Jahren rückläufigen Trend fort. Insgesamt eröffneten die deutschen Amtsgerichte in der ersten Jahreshälfte 6.432 Zwangsversteigerungsverfahren und damit rund 900 weniger als im Vorjahreszeitraum, als es noch 3.700 gewesen waren.

Das geht laut Medienberichten auf eine Auswertung des auf Zwangsversteigerungen spezialisierten Verlages Argetra zurück. Das Unternehmen durchsucht laufend die Terminkalender aller gut 500 Amtsgerichte in Deutschland nach Zwangsversteigerungen. Die Erhebung zeigt, dass auch das Volumen der Versteigerungen gesunken ist: Die Verkehrswerte der zu versteigernden Immobilien summierten sich in der ersten Jahreshälfte auf 1,42 Milliarden Euro.

Weniger Haushalte von Zwangsversteigerung betroffen

Im Vorjahreszeitraum waren es noch 1,57 Milliarden Euro gewesen. Auch die Inzidenz ist gesunken: Kamen im ersten Halbjahr 2020 im Bundesdurchschnitt noch 18 Zwangsversteigerungen auf 100.000 Haushalte, waren es dieses Jahr nur mehr 15. Vor allem trifft es Eigentümer von einem Einfamilienhaus oder einem Zweifamilienhaus, seltener Eigentumswohnungen und am wenigsten unbebaute Grundstücke.

Dabei zeigt sich allerdings eine wachsende Zahl von Teilversteigerungen: Deren Anteil stieg, gemessen am Verkehrswert, von 37 Prozent im Vorjahreszeitraum auf 42 Prozent in diesem Jahr. Zu einer Teilversteigerung kann es etwa bei Erbstreitigkeiten oder Scheidungen kommen. Nur etwa die Hälfte der Zwangsversteigerungsverfahren endet auch tatsächlich damit, dass die Immobilie vor Gericht unter den Hammer kommt, denn oft findet sich vorher schon ein Käufer.

Trotz Corona: hohe Nachfrage nach Zwangsversteigerungsobjekten

Da preiswerte Immobilien auf dem Markt Mangelware sind, besteht ein reges Interesse an den Versteigerungsobjekten, deren Verkehrswerte meist nicht an die regulären Marktwerte heranreichen. Auch Kosten für Makler und Notar ersparen sich die Käufer auf diesem Weg. Auch hat die Corona-Pandemie bisher nicht zu einem Abebben des Käuferinteresses geführt – gerade Häuser mit Garten sind wie berichtet wegen der Pandemie sogar beliebter geworden.

Die Zahlen zeigen, dass sich die Befürchtung, Corona könnte zu mehr Zwangsversteigerungen führen, bislang nicht bewahrheitet hat. Das dürfte verschiedene Ursachen haben. Einerseits bieten die Banken laut Argetra wegen Corona eher eine Stundung der Zahlungen an, als Kredite zu kündigen und in die Zwangsversteigerung zu gehen. Andererseits sind die Zinsen weiterhin sehr niedrig, was Schuldner entlastet.

Hinzu kommt, dass Banken und Amtsgerichte für die Einleitung entsprechender Verfahren erhebliche Bearbeitungszeiten haben. Dadurch konnten sich etwaige Corona-Einflüsse noch gar nicht sehr stark auf die Versteigerungszahlen auswirken. Die Experten vermuten, dass in der zweiten Jahreshälfte und im kommenden Jahr vermehrt Zwangsversteigerungen eingeleitet werden, die ihre Ursache in den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie haben.

Dieser redaktionelle Beitrag wurde von Haus & Grund Rheinland Westfalen verfasst.

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