Immer weniger junge Eigentümer: Was in Deutschland schief läuft

Wohneigentum gilt zu Recht als wertvoller Bestandteil der Altersvorsorge. Eigentum für die breite Masse der Bevölkerung sorgt außerdem für eine ausgewogenere Verteilung von Vermögen und beugt der Gentrifizierung von Stadtvierteln vor. Eigentum bedeutet Freiheit und ist daher rundum erstrebenswert. Für junge Menschen in Deutschland wird es aber zunehmend unerreichbar.

Es läuft was schief in Deutschland: Der Traum vom Eigenheim ist für junge Menschen immer schwieriger zu erfüllen.

Wohneigentum gilt zu Recht als wertvoller Bestandteil der Altersvorsorge. Eigentum für die breite Masse der Bevölkerung sorgt außerdem für eine ausgewogenere Verteilung von Vermögen und beugt der Gentrifizierung von Stadtvierteln vor. Eigentum bedeutet Freiheit und ist daher rundum erstrebenswert. Für junge Menschen in Deutschland wird es aber zunehmend unerreichbar.

Köln. Immer weniger jüngere Erwachsene leben in Deutschland im Wohneigentum. Unter den Haushalten, die in der eigenen Immobilie wohnen, kommt die Altersgruppe bis 45 Jahre nur noch auf einen Anteil von 15 Prozent. Im Jahr 2000 waren es noch 31 Prozent. Der Anteil jüngerer Wohneigentümer hat sich also in 20 Jahren halbiert. Das zeigt eine aktuelle Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft Köln (IW) im Auftrag der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung, wie das Nachrichtenmagazin Focus jetzt berichtet hat.

Sie stellten fest, dass im Gegenzug der Anteil älterer Eigentümer deutlich wächst. Die über 65-Jährigen kamen 2019 auf einen Anteil von 40 Prozent an den Haushalten mit selbstgenutztem Wohneigentum. Im Jahr 2000 waren es noch 27 Prozent gewesen. Diese Menschen haben in der Regel in den 80er- und 90er-Jahren ihr Eigentum erworben. Die Wohneigentumsquote dümpelt in Deutschland seit Jahren etwas unterhalb der 50 Prozent, liegt aktuell bei 46,5 Prozent.

Eigenheimbesitzer immer älter

Diese Verschiebung in der Altersstruktur der Eigentümer ist viel zu groß, um durch den demografischen Wandel allein erklärt werden zu können. Dank der niedrigen Zinsen und gestiegenen Einkommen sehen die Autoren der Studie auch die gestiegenen Immobilienpreise nicht als die Hauptursache an. Trotz der gestiegenen Preise seien Wohnimmobilien in vielen Regionen sogar erschwinglicher geworden. Von 2011 bis 2020 sanken in 30 von 50 untersuchten Städten die Kosten für ein Annuitätendarlehen, im Schnitt um 6 Prozent.

Den Kaufpreis mit einem Kredit stemmen zu können – also bei einer akzeptablen monatlichen Zinsbelastung in einer akzeptablen Zeit zu tilgen – ist aber nur die zweite Voraussetzung dafür, eine Immobilie kaufen zu können. Die erste Hürde ist das Eigenkapital: Das verlangen einerseits die Banken als Bedingung dafür, dass sie überhaupt einen Kredit vergeben. Andererseits müssen davon auch die Kaufnebenkosten bestritten werden – etwa Grunderwerbsteuer, Makler- und Notargebühren.

Eigentumserwerb scheitert am Eigenkapital

Die Fachleute des IW sehen genau an dieser Stelle das Problem. Die Banken kalkulieren mit 10 bis 20 Prozent Eigenkapital. So rechnen die Experten vor, dass man 20, besser 30 Prozent des Kaufpreises für sein Eigenheim angespart haben muss, wenn der Kauf gelingen soll. Nordrhein-Westfalen rangiert dabei mit seiner besonders hohen Grunderwerbsteuer von 6,5 Prozent an der oberen Grenze. Gerade wegen der niedrigen Zinsen fällt es jungen Menschen zunehmend schwer, solch eine hohe Summe anzusparen.

Das durchschnittliche Wohneigentum kostet in Deutschland 300.000 Euro, dafür müssen also 60.000 bis 90.000 Euro Eigenkapital her. Das IW stellt fest: Nur 15 Prozent der Mieter in Deutschland hat 60.000 Euro angespart, bei den jungen Mietern im Alter von 25 bis 40 Jahren sind es nicht einmal 12 Prozent. Die Experten warnen vor diesem Hintergrund davor, dass die Wohneigentumsquote in Zukunft sinken könnte. Sie schlagen als Lösung eine Reform der Grunderwerbsteuer vor.

Grunderwerbsteuer müsste reformiert werden

Außerdem bringen sie eine Kreditausfallversicherung für Immobiliendarlehn ins Spiel. Die Banken könnten dann auch bei geringerem Eigenkapital Kredite vergeben, ohne sich vor großen Risiken fürchten zu müssen. Die Studie kommt zu einem interessanten Zeitpunkt, denn im Bundestagswahlkampf spielt das Thema Wohnen eine wichtige Rolle. Die Union möchte offenbar bei der Grunderwerbsteuer aktiv werden.

Laut aktuellen Medienberichten steht in einem ersten Entwurf für das Wahlprogramm von CDU/CSU, man wolle den Ländern erlauben, einen Freibetrag bei der Grunderwerbsteuer von 250.000 Euro pro Erwachsenen plus 100.000 Euro pro Kind für den erstmaligen Kauf von selbstgenutztem Wohnraum einzuführen. Die FDP fordert sogar einen Freibetrag von 500.000 Euro, unabhängig von der Zahl der Kinder. Dieser soll nach Vorstellung der FDP wiederaufleben, wenn die Immobilie später einmal gewechselt wird.

Dieser redaktionelle Beitrag wurde von Haus & Grund Rheinland Westfalen verfasst.

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